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René Etter
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Pressebericht

 

Sprachlosigkeit als Mittel der Wahrnehmung
Geistvolle Kunst mit dynamischem Esprit: Das Unmögliche sagbar machen

René Etter: „Es muss perfekt sein“

Es ist ein Feuer – etwas, das brennt, verbrennt. Etwas, dass die Augen automatisch zukneifen lässt. René Etters Bilder lassen da keinen Zweifel. „Feuerbusch“ ist realistische Malerei – auf den ersten Blick. Und auch auf den zweiten. Aber je länger man in den Sog dieser energiehaften Form und glissandihaften Farbmontur gezogen wird, desto eher offenbart sich der Abstraktionsprozess. Etters Werke sprechen die Sinne an. Wir sehen das Feuer nicht nur, wir fühlen es. Wir fühlen die Hitze, die uns den Atem nimmt. Beim Betrachten des Bildes geschieht es somit nicht selten, dass wir uns ertappen, ein bisschen Abstand zwischen uns, den Betrachtenden, und den lodernden Flammen, diesem Inferno malerischen Realismus´, zu gewinnen. Es ist eine doppelbödige Ästhetik, die der Künstler uns da präsentiert. Weniger Anmut, stattdessen eine radikale Realität, die das Abbild eines natürlichen Vorgangs abstrakt wiedergibt. Dynamisch, kraftvoll, energetisch – so könnte man diesen eruptiven Ausbruch an überdimensionaler Wucht beschreiben. Es ist ein inneres Aufblühen, ein Verweilen, ein Sog der Bilder, der Eleganz, der brachialen Wucht, wobei die abstrahierten Flächen mit ihren eruptiven Ausbrüchen beim Betrachter zunächst ungläubiges Staunen und Erschlagenheit hervorrufen. Eine konspirative Wucht, deren Esprit mit fast haptisch anmutendem Reliefwesen verschmilzt. Es ist eine im komplementären Sinne faszinierende – nein: völlig untertrieben – geistig fesselnde, malerische Kraft, die diesen Bildern inne wohnt. Dabei sind Motiv und Technik stets gleich – und dennoch kann man sich mit jedem neuen Bild der kraftvollen Eleganz dieser malerischen Schöpfungen nicht entziehen.

Der 1941 in Zürich geborene Künstler René Etter beschäftigte sich bereits früh mit Kunst. 1957 – 61 erlernte er in Zürich das Designer-„Handwerk“, noch unter der enommierten Leitung des früheren Bauhauskünstlers Johannes Itten (der vor allem mit seiner „Farbenlehre“ Furore machte). Kontakte zur Künstlergruppe „Zinnober“ (seit 1983, räsidentenamt seit 1987), sowie sein Engagement als Präsident des Schweizerischen Siebdruckverbandes (2000) folgten, bis der berufliche „Bruch“ mit der Abgabe aller Ämter und seiner ersten Neueröffnung, nämlich des Kunstateliers Rorschach (2003) folgten. Die Auflösung der Galerie 2004 und konsequenterweise eine zweite Neugründung samt Bezug eines Fabrik-Ateliers - ebenfalls in Rorschach – fokussierten den Willen des Künstlers, neben dieser schöpferischen Tätigkeit auch diverse Großprojekte realisieren zu können: diese Idee erwies sich dann als tragfähig.

Es sind spezifische Eigenarten der Bilder, deren Authentizität deshalb so wahr wirken, weil sie wahr sind: in ihrer Expression, ihrem malerischen Spektrum. Das Geheimnis ihrer faszinierenden Kraft liegt darin, dass die Bilder naturhaft jenes abbilden, was die Natur zeigt, was sie in Substanz charakterisiert. Poetisch ausgedrückt: Der Abstraktionsgrad des Werkes korrespondiert mit seiner gleichzeitigen, inhaltlichen Öffnung. Je mehr das natürliche Bild einem schöpferischen Akt weicht, desto ähnlicher wird es diesem. Und dies bezieht sich weniger auf das Sinnhafte, sondern auf die evozierten Gedanken, die sozusagen als „Echo“ auf die Leinwand wiederkehren. Mit einem scheinbar unplatzierten Pinselduktus gebiert der Künstler dem ungestümen Flammenmeer Einhalt und erweckt sie anderseits zum Leben. René Etter fokussiert seine eigene Vorstellung der Flammen, sein inneres Bild, in detaillierter Kleinstarbeit auf die Leinwand. Dies bezieht sich auf Farbe und Form, auf den Duktus der Pinselführung. Der Unterschied zwischen Natur und Werk besteht darin, dass, wie im Bild „Blütenstaub“, letztlich die eigene Kreation durch eine komplexe, malerische Struktur Farbe und Form sich jenem Ein- und damit auch Ausdruck nähert, den wir - ästhetisch gesehen - bereits selbst als Blütenstaub vorab definiert haben.

René Etter ist Perfektionist. Daher überrascht es weniger, dass – in sich immer wiederholenden Arbeitsprozessen - die Bilder stetig neu übermalt werden, bis auch der letzte Pinselstrich sitzt. „Die Bilder sind komponiert. Und sie müssen in sich stimmig sein. Denn ein falscher Pinselstrich zerstört meine innere Konzeption des Bildes. Dementsprechend werden die Werke so oft übermalt, bis sie zu 100 Prozent meinen Anforderungen genügen“, erklärt der Künstler. Eine zeitliche Beschränkung gibt es demnach nicht, kann es auch nicht geben, weil das Werk erst dann fertig ist, wenn der künstlerische Anspruch erfüllt ist – und das kann bis zu 40 Übermalungen nach sich ziehen. Etter malt zwar im Geist des Realismus, deutet ihn aber auf seine eigene künstlerische Art abstrakt um, so dass es eher die essayistische Gefühlsebenen sind, die ihn die Bilder so kreieren lassen, dass sie einem realistischen Abbild nahe kommen. Der Maler nähert sich quasi aus einer entgegen gesetzten Sichtweise dem Werk, um aber zur gleichen Assoziation zu gelangen. Hier äußert sich auch der Designer mit dem Blick fürs Machbare, für die Innenansicht von Räumen, in denen sich die Werke kongenial einfügen, allerdings ohne etwas von ihrem Impetus des Zügellosen, des Ungebremsten zu verlieren.


Redaktor Erik Buchheister
ARTPROFIL

Ein Bericht aus: ARTPROFIL - Magazin für Kunst, Heft 3/2008, © SYNTAX. Medienproduktion + Verlag GmbH,
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